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Alles (nicht nur) eine Frage der Technik

Im Piercingstudio Bizzarre lassen Leute sich gern löchern

Die Haut und das darunter liegende Gewebe durchstechen und an diesen Stellen Körperschmuck anbringen. Das ist Piercing. Was zunächst vielleicht etwas rustikal anmutet, ist tatsächlich eine seit Urzeiten praktizierte Form der Körperverschönerung – und heute, professionell durchgeführt, so populär wie nie zuvor. Eugen Seibold pierct seit über 30 Jahren. Er ist ein echter Vollprofi und mit seinem Piercingstudio Bizzarre für einen extrem hohen Standard bis weit über die Grenzen Passaus hinaus bekannt. „Piercing ist richtig gesellschaftsfähig geworden. Früher hatten das nur die Punks in England. Inzwischen kommt es aber auch vor, dass Mütter ihre Töchter zu uns ins Geschäft begleiten ... und dann ein paar Tage später nochmal ohne sie wiederkommen“, erzählt der 57-Jährige gut gelaunt, während er das wenige Wochen alte Nasenpiercing einer Studentin pflegt und kontrolliert.

Eugen ist gelernter Elektromaschinenbauer, hat mit dem Piercen seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. „Ich mag den Umgang mit Menschen“, sagt der rasierte Glatzkopf mit sanfter Stimme, „und gleichzeitig ist beim Piercen auch der Techniker in mir gefragt. In welchem Winkel muss ich die Haut wegziehen, damit später der Stecker an der richtigen Stelle sitzt und so weiter.“ Doch nicht nur das. Bereits Mitte der 90er Jahre entwickelte Eugen einen eigenen Piercingschmuck aus teflonartigem Kunststoff. Auf das Material und die Form hielt er sogar ein Patent. „Mir ist wichtig, dass die Leute hier bei uns gut aufgehoben sind. Da muss einfach alles stimmen“, betont er in seiner angenehm ruhigen Art. Inzwischen hat auch schon die nächste Kundin auf dem roten Piercingstuhl Platz genommen: Der Bauchnabel soll es werden.

Text: Uwe Kobler, Wortballon
Fotos: Andreas Moosbauer, Ansichtssache

Piercing ist gesellschaftsfähig. Früher hatten das nur die Punks.

Eugen Seibold

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