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Passt wie angegossen

Bei Schuh-Feile stimmen nicht nur die Größen, sondern auch die Details

Es klingt wie die Geschichte für ein kitschiges Drehbuch: 1979 beginnt ein junges Mädchen aus Obernzell ihre Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau in einem Passauer Geschäft für Damen- und Herrenschuhe. Das Mädchen macht sich gut, ist äußerst wissbegierig und zeigt Talent im Umgang mit den Kunden. Nach ihrer Lehre arbeitet sie weiter im Verkauf, übernimmt später dessen Leitung. Ihr Chef, ein Burghauser Unternehmer, findet Gefallen an der motivierten Mitarbeiterin, die für ihn fast so etwas wie eine Tochter wird. Er unterstützt und fördert sie, bezieht sie immer mehr in das unternehmerische Tagesgeschäft mit ein. Schließlich überträgt er ihr sogar die Verantwortung für den Einkauf. 

Als sich Mitte der 2000er kein Nachfolger für das Traditionshaus am Rindermarkt findet, fragt der Unternehmer kurzerhand seine leitende Angestellte, ob sie das Geschäft übernehmen wolle. „Da habe ich einfach ja gesagt“, strahlt es aus Heidi Gell heraus. Sie ist die Azubine von damals – und inzwischen seit über 40 Jahren im Betrieb. „Ich habe Schuhgröße 36“, gesteht die heutige Inhaberin, „da bestand keine Gefahr, dass ich auf großem Fuß leben werde.“ Heidi Gell lacht. Sie ist in ihrem Element. Wie viele Schuhe sie selbst besitzt verrät sie nicht, gibt aber mit einem Augenzwinkern zu verstehen: „Wir führen Damenschuhe schon ab Größe 35. Da finde ich schon mal die einen oder anderen, die mir gut passen.“


Text: Uwe Kobler, Wortballon
Fotos: Andreas Moosbauer, Ansichtssache

Keine Gefahr, dass ich auf großem Fuß leben werde.

Heidi Gell

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